Der Mythos von Ödipus zeigt das Dilemma der Sich-Selbst-Erfüllenden-Prophezeiung. Denn erst die Prophezeiung führt zu dem verhängnisvollen Geschehen, das sie vorhersieht. Nun könnte man als Fatalist denken, daß man seinem Schicksal eben nicht entkommen kann. Man kann aber auch sagen, die Prophezeiung gehört mit zum Geschehen. Und nur so ist die Geschichte von Ödipus als Tragödie zu verstehen. Aber die meisten Menschen glauben, durch Vorhersagen würden sie in die Lage versetzt, den Verlauf des Geschehens beeinflussen zu können. Das gilt genauso für den „Wissenschaftsaberglauben“ (Ein Begriff, den Karl Jaspers geprägt hat). So wie Laios, der Vater von Ödipus, seinen Sohn aussetzte, weil ihm das Orakel weissagte, Ödipus werde ihn töten und seine Mutter zur Frau nehmen. Aber erst durch das Aussetzen des Sohnes konnte sich die Prophezeiung erfüllen. (Nachzulesen auf Wikipedia).
Wir haben es bei dieser Frage mit einem Dilemma zu tun, das rational nicht auflösbar ist. Deshalb ist Zurückhaltung und Bescheidenheit beim allen Vorraussagen oberstes Gebot. Ich beschreibe die Inhalte und damit einhergehenden Notwendigkeiten, aber ich sage kein konkretes Ereignis voraus. Die Astrologie selbst kann das auch gar nicht leisten. Wir zeigen die Ordnung des Geschehens auf, nicht das Geschehen selbst. Der Astrologe kann sagen, warum etwas ist oder geschieht, nicht aber was konkret geschieht.
Viel geeigneter ist das Horoskop für die retrospektive Prognose. Klingt verwirrend, meint aber nur, dass man durch das Geburtsbild die vergangenen Ereignisse besser verstehen kann. Da wir es aber mit Rhythmen und Zyklen zu tun haben, kann man so sehen, wie sich die Muster wiederholen.