Sind es denn immer nur alte Themen, an denen man leidet?

Nein, aber meist stehen den neuen Entwicklungsbewegungen alte Muster verhindernd entgegen. So zeigt die Erfahrung, dass es fast immer noch etwas zu bereinigen gibt, damit etwas anderes entstehen kann. Man muß gewissermaßen mit dem Bisherigen abgeschlossen haben, um Platz für Neues zu finden. Und das ist oft schmerzhaft und hat mit Abschied zu tun. Wie im Wald eine Verjüngung und eine lebendige Kontinuität nur sein kann, wenn alte Bäume auch mal sterben, so ist es auch in unserem Innern. Wir leben, weil wir uns erneuern und verwandeln. Lebendigkeit ist das Strömen der Veränderung. Wir erstarren und sterben, wenn wir für Neues und damit Unbekanntes keine Offenheit mehr haben.

Das Grundproblem liegt darin, womit wir uns identifizieren wollen und müssen. Ein Kind hat noch wenig Erinnerung und Dinge, an denen es seine Identität fest macht. So ist es flexibel und beweglich, gesund und vital, staunend und offen allem Neuen gegenüber. Aber, normalerweise, je älter der Mensch wird, desto mehr füllt er seine Biographie wie ein Fotoalbum mit Bildern, Dingen und Formen, an die er oder sie ihre Identität hängt. Man schleppt immer mehr mit sich herum, zu dem man „ich“ und „mein“ sagt. Je länger dieser Prozess der Identitätsansammlung anhält, desto starrer werden seine Bewegungs- und Verhaltensmuster. Man muß immer mehr schützen und bewahren und verteidigen. Und so ist die Person immer weniger frei und offen für Veränderung; die Umwelt wird zusehends feindlich. Meist kommt es irgendwann zur Krise, weil die Seele sich über die Identifikationsformen des Bisherigen hinaus weiterentwickeln will. Das personale Ich mag nicht von dem Seinen loslassen und das Selbst will weiter. Es kommt zum inneren Konflikt, der aber meist veräußerlicht wird.

„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder…“ Dieses Christuswort kann man in diesem Zusammenhang gut verstehen. Denn für ein radikal Neues muß der Mensch erst wieder offen und vorbedingungslos sein wie ein Kind. Der alte, harte Baum bricht in dem Sturm, der den Grashalm nur biegt. Biegsam bleiben ist möglich. Das meint keine Unterwürfigkeit! Es ist möglich, voraussetzungslos zu empfinden, obwohl man schon Vieles erlebt hat. Frei von Vorstellungen zu sein, ist möglich, wenn man lernt alles im Heute dem Fluß der Zeit anzuvertrauen, das Gestrige, wie das Morgige. Das ist kein Verrat an der Geschichte. Im Gegenteil: auch die Geschichte(n) müssen immer wieder neu erzählt und belebt werden. Der Mythos ist tot, ist er nicht lebendiges Wiedererleben.

Meditation ist die tägliche Einübung in diese Haltung des Nichtidentifiziertseins und Nichtanhaftens an Äußerlichkeit. Wellen-Resonanz-Arbeit ist eine Hinführung…