Welcher Art ist der Einfluß der Gestirne auf die Geschicke der Menschen?

Wie die Planeten uns beeinflussen können, ist eine der am häufigsten gestellten Fragen an den Astrologen. Meist geht der Frager wie selbstverständlich davon aus, dass es überhaupt nur kausale d.h. Ursache-Wirkungsverbindungen in der Welt gibt. Diese Prägung des Denkens durch das naturwissenschaftliche Paradigma hat sich derart durchgesetzt, dass die meisten Zeitgenossen gar keine andere Möglichkeit des Denkens mehr auffassen können.

Die Sinnentleerung in der aufgeklärten Moderne ist völlig folgerichtig und zwingend. Wenn zuerst die Welt auf die bloße Mechanik ihres äußerlichen Funktionierens reduziert wird, indem alles Nichtmeßbare als unwirklich ausgeschlossen ist, braucht man sich nicht zu wundern, wenn dann Bedeutung und Sinn nicht mehr erfahrbar ist.

Die Astrologie gründet im Mythos. Der Mythos beschreibt jedoch keine kausalen Verhältnisse, sondern ist Gleichnis. In ihm offenbaren sich Bedeutungen und Sinnzusammenhänge. Bedeutungen kann man sich aber nur durch Deutung annähern. So deutet die Astrologie an den Erscheinungsbildern (man spricht ja auch von Sternbildern) die geistige Ordnung der Dinge und Geschehnisse. Der Schluß hierfür ist die Analogie, also der Vergleich mit dem Ähnlichen. (Vergl. hierzu das Prinzip der Homöopathie) Wie in den Märchen schildern die Mythen die Urbilder menschlicher Existenz- und Schickslsformen. C.G. Jung nannte sie Archetypen.

Die europäische Astrologie wurzelt im Mythos der Griechen der Zeit vor Homer. Durch den Umweg über Ägypten stammen diese Prinzipien und Urbilder aus Mesopotamien und verschwinden dann in der Vorzeit. Später wurden die Göttenamen durch die Römer, die selber schon so ratonalistisch waren, dass sie keine eigenen Mythen hervorgebracht haben, adaptiert. Dadurch sind die Namen der Planeten von Mars, Venus ect. heute lateinisch. Den Menschen begleiten also diese Archetypen von Anbeginn, denn sie sind Urbestandteile seines Innern.

Wo die Wissenschaft die durch die Naturgesetze bestimmten Funktionen beschreibt, die letztlich rein mechanischer Art sind, da sieht die Astrologie Sinn und Bedeutung des Geschehens aufgrund des Vergleichs der Lage mit dem übergeordneten „Götterhimmel“. So macht der Astrologie keine Aussage über das Wie sondern über das Was und das Warum. Ihr zeigt sich der „Wille des Himmels“, der das Erscheinen der Dinge verursacht. Früher glaubte man natürlich an magische Kräfte und die Macht der Götter.

Für das heutige Bewußtsein ist es wohl eher so zu beschreiben, dass das Außen das Innen widerspiegelt. Nicht die Wirkung der Planeten steuert uns, sondern im Lauf der Planeten sieht man den Verlauf des Eigenen gespiegelt. Denn die Trennung von Ich und Welt ist eine Illusion, die das Grunddilemma unseres Daseins ist. Aus der Vorstellung von Getrenntheit entsteht der Anschein von Kausalität. In Wirklichkeit aber ist das Geschehen Simultanität. Subjekt und Objekt sind im Innersten verbunden eins. Der Wille des Himmels ist unser Innerstes Wesen, das gleichzeitig und mit allem eins ist. Im Außen schaut sich das Innen an und die Kausalität ist der Illusionsträger der Erscheinungen.

Gut, das war jetzt etwas schwieriger. Wem das zu abgehoben vorkommt, sollte diesen Abschnitt einfach so stehen lassen.

Die Astrologie – jedenfalls die seriöse – behauptet also keine geheimen Kausalwirkungen der Planeten und Sternzeichen auf die Erde und den Menschen. Die Aussagen der Astrologie sind vielmehr gleichnishafte Aussagen, die die Ordnung des Großen (hier unser Planetensystem) mit der Ordnung im Kleinen vergleicht – in Analogie setzt. Deshalb sind ihre Aussagen auch nicht mit den Instrumenten der Wissenschaft überprüfbar. Das Horoskop als Geburtsbild sagt etwas aus über die Bedeutung der Zeit, die hier als individueller Erfahrungsraum aufzufassen ist. Und Bedeutung ist wissenschaftlich keine Kategorie – wer kann schon Bedeutsamkeit messen? Was ist das unverwechselbar Meine, was ist mein Weg und Ziel im Dasein? Zu allen Zeiten haben sich die Menschen auf ihrem Weg auch praktisch nach den Gestirnen gerichtet. Aber selbst diese Orientierung ist heute durch Navigations-Systeme ersetzt worden.

„Wie im Himmel, so auch auf Erden“ ist kein kein frommer Wunsch, sondern immer schon ständige Tatsache und Grundlage astrologischer Aussagen. Die geistige Ordung der Schöpfung erfolgt im Großen wie im Kleinen simultan. Der Astrologe erforscht die Ordung des Großen, also die Gesetze des Geistes, um den Sinn zu verstehen.

Es gibt also neben der quantitativen Dimension, der Uhrenzeit, eine Qualität der Zeit. Da diese aber nicht instrumentell meßbar ist, sondern nur durch Einsicht und Erkenntnis begreifbar, kann mit dieser Dimension das wissenschaftliche Bewußtsein nichts anfangen.

Dass dem Dasein eine Bedeutung zukommt, wußten alle Religionen und Epochen außer der heutigen. Wie soll aber der Mensch zu sich kommen und heilbar sein, wenn ihm die Heilsdimension des Geistigen von vornherein abgesprochen wird? Und nebenbei: Heil, also Ganzheit gibt es nur im Geist, also kann auch nur der Geist geheilt werden. So bleibt dem modernen Bewußtsein eigentlich nur Zynismus, oder eine hysterische Moralität als Ausdruck der Angst völliger Haltlosigkeit.