Astrologisch gesehen kann man eine Verhärtung der Systeme und Denkweisen der zuendegehenden Bewußtseinsform erkennen. Wir laufen auf einen epochemachenden Umbruch zu, der natürlich auch Angst macht. Aber die Angst im Anderen zu bekämpfen ist nicht die Lösung. Jeder wird tiefgreifende Veränderungen durchmachen müssen, denn es geht nicht nur um ein Virus oder einen Krieg in der Nähe, es geht um das Ganze einer Weltsicht, eines In-der-Welt-Seins.
Wir sollten darauf achten, dass gerade jetzt Offenheit und Toleranz die wichtigsten Tugenden des friedlichen Miteinanders sind. Im Gespräch zu bleiben, zuzuhören und nicht zu verurteilen ist wichtig, um eine Spaltung der Gesellschaft nicht mitzubefördern. Denn wer kann schon behaupten die Wahrheit und das einzig Richtige zu kennen. Zu wissen, nicht zu wissen ist die Sokratische Weisheit, die man sich zu Herzen nehmen sollte, will man nicht bald im Kampf gegen die Andersdenkenden mitmarschieren. Seltsamerweise diskriminieren die, die am lautesten gegen Diskriminierung kämpfen, die Andersdenkenden am heftigsten. Toleranz ist eine Übung, die an die eigenen Gefühle von Ohnmacht und Wut, die eigene Unvollkommenheit rührt. So ist wahre Toleranz nicht eine Forderung an andere, sondern eine Übung im Eigenen.
Abschiednehmen vom Alten und Gewohnten tut weh. Aber dieser Schmerz, wird er angenommen, ist die Energie, die den Wandel vorantreibt. Und worauf läuft es schicksalshaft hinaus? Wir suchten immer die Freiheit im Außen, in den Umständen. Aber diese Freiheit kann schnell verloren gehen, wie wir gerade sehen können. Es geht um die Entfaltung der wahren Freiheit, der des Inneren, die unverlierbar die Quelle des Lebens und der Ursprung des Selbst ist. Diese Freiheit zu Bewußtsein zu bringen ist das höchste Ziel des Menschseins. Alles, was geschieht, auch das Aufhaltenwollen, läßt die Illusionen des alten Denkens untergehen und ist Geburt des neuen und tieferen Gewahrseins menschlichen Seins. Alles, was geschieht, ist tiefe Notwendigkeit. Je mehr jeder und jede Einzelne sich dieser Notwendigkeit hingibt, indem man auch den Schmerz und die Angst als treibenden Kräfte akzeptiert, umso klarer und einfacher geschieht der Prozess der Wandlung. Statt zu kämpfen Vertauen üben – sich anvertrauen – an das, was kommt, das aber niemand konrollieren und beherrschen kann, könnte die Tugend in der Krise sein.
siehe auch mein Essay: Zur politisch/gesellschaftlichen Lage